Bebauung Köln Arcaden: So geht Beteiligung nicht!

Wir hatten in der ersten Jahreshälfte zweimal über das Werkstattverfahren für die Bebauung hinter den Köln Arcaden in Kalk berichtet (siehe Links am Ende dieses Beitrags). Am 28. Oktober tagte die Jury zum letzten Mal und entschied sich für den Beitrag des Kölner Büros New Architekten (siehe Beitragsbild). Dazwischen lagen aufreibende Wochen und Monate, in denen die Planungsteams an ihren Entwürfen arbeiteten und dabei immer neuen Anforderungen durch den Investor genügen mussten.

Die Öffentlichkeit wurde zwar offiziell beteiligt, dabei aber von Anfang an vor die vollendeten Tatsachen eines gewaltigen Bauvolumens mit hohem Büro- und Parkplatzanteil gestellt, das den ohnehin dichten Stadtteil schwer belasten wird. Mit den Änderungen der Spielregeln im laufenden Verfahren wurden nicht nur die ersten Entwürfe von drei der vier Planungsteams weitgehend zu Makulatur, sondern auch die bis dahin erfolgten Beiträge und Stellungnahmen der Öffentlichkeit – die in der ersten Runde des Verfahrens, bei aller Kritik an den Vorgaben, durchaus auch positive Ansätze in den Entwürfen der Büros erkannt hatte -, wurden wertlos. So war denn auch der nach der ersten Runde vielfach gelobte Entwurf von New Architekten nach der Änderung der Aufgabenstellung kaum wiederzuerkennen: Er enthielt jetzt plötzlich das von den Bürger:innen einhellig abgelehnte Bürohochhaus sowie zwei weitere Hochhäuser. Auch der Fortbestand der Substanz beider Parkhäuser zur konsequenten CO2-Ersparnis durch Betonerhalt war auf einmal nur noch eingeschränkt vorgesehen. Die Frage eines Besuchers der Abschlussveranstaltung am 29. September: „Was von dem, was wir hier eingebracht haben, ist denn jetzt in die Pläne eingeflossen oder berücksichtigt worden?“ konnte von niemandem beantwortet werden.

Dass hinter den Arkaden nicht fair gespielt wurde, ist der kritischen Kalker Öffentlichkeit nicht entgangen. Gleich drei offene Briefe und Stellungnahmen erreichten Jury, Politik und Verwaltung seit Beginn des Werkstattverfahrens:

Schon früh meldete sich die Stadtteilkonferenz Kalk mit 21 Vereinen, Initiativen, Kirchengemeinden und Einrichtungen mit grundsätzlichen Bedenken zu Wort.

Ihr folgte am 19.10. der Bürgerverein Kalk, nachdem das Protokoll einer Jurysitzung an die Öffentlichkeit gelangt war, das Hinweise auf eine Manipulation der Aufgabenstellung enthielt.

Darüber berichtete auch der Kölner Stadtanzeiger

Die problematische Aufgabenstellung und das unzulängliche Verfahren beunruhigten schließlich auch den Bund deutscher Architektinnen und Architekten Köln, der sich mit einem Appell an die Jury wendet.

Über das Ergebnis des Werkstattverfahrens berichteten der Kölner Stadtanzeiger und die Stadtrevue.

Das Verfahren Quartier Köln Arcaden in Kalk (so der offizielle Arbeitstitel) wirft grundlegene Fragen zur Öffentlichkeitsbeteiligung bei Investorenprojekten auf – angefangen von der Entscheidung über die Vorgaben zu Art und Umfang der Bebauung – über die Auswahl und die Bezahlung des Moderationsbüros – bis hin zur exakten Formulierung der Aufgabenstellung und die Überwachung ihrer Einhaltung. Auch wenn sich Investoreninteressen nicht immer so unverfroren durchsetzen, wie in diesem Fall: Investorengesteuerte Beteiligungsverfahren stoßen schnell an die Grenzen dessen, was von Bürgerinnen und Bürgern noch als legitime Beteiligung empfunden wird – und nicht als Alibiveranstaltung für längst feststehende Pläne.

Zur Darstellung auf den Seiten der Stadt Köln geht es hier:

https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/stadtentwicklung/quartier-koeln-arcaden-kalk

Ältere Beiträge zum Thema finden sich hier:

Neuste Beiträge