Die Willkommenskultur in der Kölner Freiwilligen Agentur

Die Willkommenskultur in der Kölner Freiwilligenagentur fing im September 2013 offiziell an. Unser erstes Projekt hieß „Mentoren für Flüchtlingsfamilien“, schon am Namen lässt sich das Alter ablesen. Es vermittelte halbjährige Patenschaften zwischen geflüchteten Familien und ein oder zwei Freiwilligen. Hussein A, der mit seiner Familie am Mentorenprojekt teilnahm, fasst es so zusammen: „Unsere Welt ist größer geworden!“. Fast 150 Familien teilten diese Erfahrung.

Drei Monate später, Anfang 2014, ging es weiter mit dem Projekt „Patenschaften für die außerschulische Begleitung von Kindern mit Fluchthintergrund“. Den sperrigen Namen änderten wir im Jahr 2023 in KöKiPAT – Kölner KinderPatenschaften und entwickelten auch gleich die beiden schönen Figuren KöKi und PAT dazu. Fast 700 Kinder haben seither für ein Jahr eine individuelle Förderung erhalten. Wie wertvoll dies ist zeigte die Aussage von Ahmed, dem jüngeren Bruder von Homaira, einem Patenkind: „Nächstes Jahr komme ich in die Schule. Dann habe ich endlich auch einen Paten!“

Vernetzungstreffen 2021

Als im Jahr 2015 viele Willkommensinitiativen in Köln entstanden, haben wir uns überlegt, wie wir diese Entwicklung sinnvoll unterstützen können. Gemeinsam mit dem Kölner Flüchtlingsrat, mit dem wir auch KöKiPAT durchführen, haben wir das Forum für Willkommenskultur gegründet. Das Forum hat in diesem Jahr als wirklich ein zehnjähriges Jubiläum! Das Forum für Willkommenskultur bietet kölnweit regelmäßige Vernetzungstreffen, BarCamps und Engagementbörsen. Es informiert mit Veranstaltungen zu den Themen Flucht und Asyl, Arbeit, Wohnen; alle zwei Wochen mit einem Rundbrief (1700 Abonnent:innen!) und ab und zu über den Podcast HIER\GEBLIEBEN über flüchtlingspolitische Entwicklungen in Köln und Region. Und vieles mehr, angepasst an die jeweiligen Bedarfe. Wie wichtig das Forum für die Engagierten ist, merkten wir 2024, als es plötzlich gestrichen werden sollte. Ein Ehrenamtlicher beschrieb es so: „Ohne Vernetzungstreffen, ohne die Rundbriefe und die Engagementbörse, ohne Informationsveranstaltungen gibt es keine Orientierung für die vielen Ehrenamtler. Und ohne ehrenamtlich Engagierte droht der Kollaps bei der Integration Geflüchteter. Das wird teuer, für Geflüchtete, für die staatlichen Organe, für die Gesellschaft.“

Im Jahr 2016 haben wir gleich drei neue Projekte entwickelt. Über „Geflüchtete im Freiwilligendienst“ und „Geflüchtete in Ehrenamt“ haben wir in unseren Regelprojekten besondere Angebote für Neukölner:innen entwickelt. Ebenso kam 2016 der WelcomeWalk dazu. Über ihn treffen sich eine Person mit und eine Person ohne Fluchthintergrund dreimal innerhalb von sechs Wochen. Das Schöne an diesem Projekt: Es ist kein Hilfsprojekt, sondern man lernt sich „Auf Augenhöhe“ kennen, bekommt neue soziale Kontakte und kann Köln mit anderen Augen entdecken. Über den WelcomeWalk sind schon mehr als 750 Tandems zusammengekommen. Für manche von ihnen sind es Begegnungen, die jahrelang anhalten.

2018 kam unser bisher letztes Projekt dazu: Babellos – ehrenamtliche Sprachmittlung für Geflüchtete. Hier dolmetschen zweisprachige Freiwillige für Geflüchtete überall dort, wo es keine hauptamtlichen Dolmetscher:innen gibt, z.B. beim Arzt, Amt oder in der Schule. Viele der Babellos haben eigene Fluchterfahrung. So auch Rami, der seine Motivation so beschreibt: „Ohne die Sprache bist du kein Teil der Gesellschaft! Nur wenn du verstehst, um was es geht, kannst du teilhaben, gestalten und entscheiden. Das will ich auch anderen ermöglichen. Deshalb bin ich dabei!“ In mehr als 1100 Einsätze waren die Babellos bisher aktiv.

Die Projekte Geflüchtete im Ehrenamt bzw. im Freiwilligendienst und das Mentorenprogramm mussten wir nach mehreren Jahren Laufzeit leider einstellen, da die Förderungen ausgelaufen waren und wir keine Anschlussförderung fanden. Dies bedauern wir sehr, da der Bedarf, besonders bei dem Mentorenprojekt, nach wie vor hoch ist. Dies entspricht leider einer weit verbreiteten Förderlogik: Für eine Förderung muss ein Projekt neu und vermeintlich innovativ sein. Dass mit erprobten, in der Stadtgesellschaft fest verankerten und wirkungsvollen Angeboten mehr gesellschaftliche Wirkung erzielt werden kann, wird leider oft nicht gefördert.

Umso mehr freuen wir uns, dass alle anderen Projekte seit Jahren mehr oder weniger fest im öffentlichen Haushalt verankert sind. Wir arbeiten daran, dass dies so bleibt!

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