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Kennen Sie schon die 15 Sozialräume Kölns?

Neben der typisch kölschen Zählweise von 9 Stadtteilen und 86 Veedel, gibt es noch mindestens eine weitere Unterteilung der Stadt. In diesem Artikel möchten wir Ihnen das Konzept der 15 Sozialräume Kölns näherbringen.

Über den gesamten Stadtraum verteilt wurden seit 2006 Sozialräume ausgerufen. Ganz vereinfacht gesagt, kann ein Sozialraum als ein für die vor Ort lebenden Menschen in ihrem Alltag bedeutsames Gebiet verstanden werden. Dort also, wo ein Großteil der Bewohnenden eines Gebiets einkaufen, KiTas, Schulen und ähnliche Einrichtungen besuchen, am Vereinsleben teilnehmen, sich in ihrer Freizeit treffen oder eben generell die soziale Infrastruktur nutzen und mitgestalten. Ein überschaubares, mehr oder weniger abgrenzbares Gebiet, in dem die Dinge des täglichen Lebens zu Fuß erreichbar sind und in dem die dort lebenden Menschen in etwa ähnliche Bedingungen vorfinden.

Doch nicht alle Sozialräume sind gleich: Ein gut situiertes Villenviertel lässt sich wohl kaum mit einer durch sozialen Wohnbau geprägten Siedlung vergleichen. Sozio-ökonomische Faktoren beeinflussen alle Bereiche unseres Lebens, auch die Wahl unseres Wohnortes. So kann es immer wieder dazu kommen, dass ganze Quartiere von Menschen bewohnt werden, die verschiedene Merkmale teilen und es statt einer sozialen Durchmischung zur Entstehung von sozial besser- oder schlechter gestellten Gegenden kommt.

Mit dem Programm „Lebenswerte Veedel –Bürger und Sozialraumorientierung in Köln“ wurde der Versuch gestartet eben jene sozial schlechter gestellten Quartiere zu stärken. Das Programm zielt darauf ab die bereits vor Ort existierenden Angebote besser zu koordinieren und die Zusammenarbeit der Akteure zu stärken um besser auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen zu können. Dabei sind die Leitziele die Partizipation, Prävention, Integration und Kooperation zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort. Finanziert wird das Programm durch die Stadt und getragen durch unterschiedliche Wohlfahrtsverbände, Initiativen oder Vereine, die pro Sozialraum eine:n Sozialraumkoordinierende:n stellen. Die Rolle der jeweiligen Sozialraumkoordinierenden ist die einer Ansprechperson und Schnittstelle zwischen lokalen Akteuren, Politik und Verwaltung.

Ein Format hat sich dabei in allen existierenden Räumen etabliert: Die Stadtteilkonferenz, bei der regelmäßig, unter die Moderation der Sozialraumkoordinierenden, institutionelle Akteure etwa aus der Quartiersarbeit, KiTas, Schulen und weiteren Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, über die aktuellen Geschehnisse im Sozialraum sprechen. Die Konferenzen bieten einen Raum zu Austausch, bei dem Beobachtungen und Einschätzungen geteilt, über die Arbeit der letzten Monate gesprochen oder gemeinsame Aktionen für die Zukunft geplant werden können. Für einen themenspezifischen Austausch werden nach Bedarf auf Arbeitskreise ausgerufen oder runde Tische veranstaltet, bei denen die lokalen Akteure auf Politik und Verwaltung treffen. Hauptaufgabe der Sozialraumkoordinierenden ist also die Netzwerkarbeit. Doch auch für die Initiierung von eigenen Projekten, die gemeinsam mit den lokalen Akteuren realisiert werden steht zudem ein eigenes kleines Budget zur Verfügung. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die im jeweiligen Sozialraum lebenden Menschen und deren Aktivierung durch das Erkennen und Stärken der eigenen Ressourcen. In der Praxis nimmt dies ganz unterschiedliche Formen an und kann von Nachbarschaftsfesten und Aktionen oder Kulturangeboten über das Zurverfügungstellen von Räumlichkeiten für Gruppen bis hin zur Erweiterung bestehender oder Schaffung neuer Hilfsangebote reichen.

Mit dem Programm soll aber auch ein regelmäßiger Austausch zwischen den einzelnen Sozialraumkoordinierenden ermöglicht werden. Zwar ist jeder Sozialraum und die dort auftretenden Bedürfnislagen und Herausforderungen so individuell wie die Menschen die ihn bewohnen, sodass es allgemeingültige auf jeden Raum übertragbare Konzepte und Lösungsansätze kaum gibt – trotzdem gibt es immer die Möglichkeit von den Erfahrungen anderer zu lernen um etwa geteilte Herausforderungen identifizieren, im gemeinsamen Gespräch nach Lösungen zu suchen oder auch um Erfolgskonzepte für die eigene Arbeit mitnehmen zu können.

 

Auch wir als stadtgesellschaftlicher Teil des Kooperativen Büros für Öffentlichkeitsbeteiligung in Köln können die Arbeit der 15 motivierten Sozialraumkoordinierenden nicht hoch genug schätzen, denn auch für uns sind sie Dreh & Angelpunkte, um die vielen Vereine, Initiativen und sonstigen institutionalisierten Akteure in den Veedeln weiter für Themen der politische Teilhabe zu sensibilisieren und als Multiplikatoren für Beteiligungsprojekte zu gewinnen. Doch allem voran sind sie ein Gewinn für die Menschen in den Sozialräumen, in deren Namen sie arbeiten.

LK

 

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