Mehr Engagement für das Klima! Beteiligung der Zivilgesellschaft für den Klimaschutz

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Symbolbild: Äpfel am Baum mit Text "Engagement trägt Früchte"Die Klimakrise ist jetzt und sie ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die letzte COP27 in Ägypten hat einmal mehr gezeigt, dass die internationale Kooperation derzeit in einer Krise, vielleicht sogar Sackgasse steckt. Statt darüber zu verhandeln, wie die Verpflichtungen der Staaten verschärft werden können, um das 1,5°C-Ziel noch einhalten zu können, musste es am Ende als Erfolg verkauft werden, dass dieses Ziel nicht abgeschwächt wurde. Mehr denn je kommt es nun darauf an, dass die Staaten Verantwortung übernehmen und mit gutem Beispiel vorangehen. Und dass auch die Kommunen und wir als Zivilgesellschaft diese Verantwortung mittragen und einfordern.

Engagement für den Klimaschutz in Theorie und Praxis

Wie Engagement fürs Klima gelingen kann, war auch Thema des digitalen Zukunftsgipfel Klima-Engagement 2022 des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) Ende September 2022. Hierfür lud BBE Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Engagementpraxis zu einer digitalen Veranstaltung ein, die live ins Internet gestreamt wurde und damit eine Debatte anstoßen und mitgestalten sollte. In Keynotes, Podiumsdiskussionen und Workshops sowie anhand von Good-Practice-Beispielen konnten die Teilnehmer:innen untereinander und gemeinsam mit den Gäst:innen die Chancen und Herausforderungen zivilgesellschaftlichen Engagements für den Klimaschutz diskutieren und auch eigene Ideen entwickeln und einbringen. Konkret konnten sich die Teilnehmer:innen für eines von fünf Foren (Forum 1: Organisationsentwicklung – hin zum Klimaschutz?; Forum 2: Gelingensbedingungen guter Kooperation für den Klimaschutz vor Ort; Forum: 3cDivers und inklusiv für den Klimaschutz; Forum 4: Zivilgesellschaft als Lernort für klimasensibles Handeln; Forum 5. Die Kraft von Allianzen) entscheiden und in diesen neues Wissen erwerben, neue Kontakte knüpfen und Handlungsimpulse mitnehmen. Die Arbeit in den Foren soll auch in den nächsten Monaten weitergehen.

Passend zum Zukunftsgipfel hat BBE zudem die 2. Bewerbungsphase für den Ideenwettbewerb Engagiert für Klimaschutz ausgerufen. Noch bis zum 28. Februar 2023 können sich engagierte Organisationen bewerben, die das Thema Klimaschutz in zivilgesellschaftlichen Organisationen in Bereichen wie Sport, Kultur, Jugend, Bildung, Migration und Integration, Bevölkerungs- und Katastrophenschutz aktiv stärken und (weiter-)entwickeln möchten. Ziel des Ideenwettbewerbs ist es, dass innovative Ideen gefördert und (neue) Kooperationen und Synergien auf Verbands-, Vereins- und Organisationsebene initiiert werden sollen.

Engagement und Beteiligungsmöglichkeiten in den Kommunen

Klimaschutz wird nicht nur auf globaler und staatlicher Ebene, sondern auch ganz konkret in den Kommunen vor Ort verhandelt und gelebt. An positiven Beispielen und Ansätzen hierfür auch aus Nordrhein-Westfalen mangelt es dabei nicht. Bspw. haben Bonn mit Bonn4Future und Köln mit Klimaneutrales Köln Strategien auf den Weg gebracht, um sich auf den Weg zur Klimaneutralität zu machen. Das Ziel der beiden Städte ist das gleiche: Klimaneutralität bis 2035. Auf unterschiedlichen Wegen sind Ansätze, Strategien und Maßnahmen diskutiert und erarbeitet worden, die nun beschlossen und mittel- bis langfristig umgesetzt werden sollen. Beide Wege stehen vor ähnlichen Herausforderungen und Problemen und haben ihre individuellen Stärken. Während Bonn4Future zur Erarbeitung der Vorschläge auf vier Foren besetzt mit zufällig ausgewählten Bürger:innen gesetzt hat (1. Zukunftsbilder für eine klimaneutrale Stadt; 2. Klimaneutral wohnen – wie schaffen wir das?; 3. Klimaneutral mobil sein – wie schaffen wir das? Und 4. Wer muss wann was tun? – Der Klima-Aktionsplan der Bürger:innen), wurde die Strategie Klimaneutrales Köln vom Kölner Klimarat und dessen Projektgruppen erarbeitet.

Für Köln liegt nun ein gesamtstädtisches Klimaschutzgutachten Klimaneutrales Köln 2035 vor, welches von den Fachausschüssen vom Rat beschlossen wurde. Auf knapp 465 Seiten in drei Bänden werden unter anderem Handlungsempfehlungen für die Gesamtstadt und die Stadtverwaltung gegeben. Der Rat hat die Stadtverwaltung nun damit beauftragt, einen konkreten Aktionsplan zum Ende des ersten Halbjahres 2023 vorzulegen. In Bonn werden die Ergebnisse nun zunächst mit der Stadtverwaltung und anschließend im Ausschuss für Umwelt, Klima und Lokale Agenda mit Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft diskutiert werden. Im Frühjahr 2023 wird die Stadtverwaltung eine Vorlage mit Empfehlungen zum weiteren Vorgehen in den Rat einbringen. Dabei sollen die Ergebnisse und Empfehlungen aus den Foren einen sehr wichtigen Beitrag auf dem Weg zum klimaneutralen Bonn leisten.

Die Beispiele zeigen, dass Beteiligung bereits in der Erarbeitungsphase auf unterschiedlichen Wegen gelingen kann. Doch nicht nur in dieser Erarbeitungsphase braucht es die Beteiligung der Zivilgesellschaft. Auch nun, da die Strategien in konkrete Maßnahmen und konkretes Handeln umgesetzt werden sollen, kann und sollte die Zivilgesellschaft eingebunden werden. Engagement und Beteiligung können an dieser Stelle besonders gut gelingen, wenn es nicht nur darum geht, dass die Bürger:innen informiert werden, sondern sie auch selbst Ideen, Vorschläge und Wünsche einbringen kann. Sowohl aus der Perspektive der Kommunen als auch aus der der Zivilgesellschaft lohnt es sich, diesen Ansatz zu verfolgen und voneinander zu lernen.

Engagement im Klimaschutz unterstützen und multiplizieren

Die Bürger:innen können sich jedoch nicht nur in lokalen Beteiligungsverfahren für das Klima engagieren, sondern auch selbst aktiv werden und Initiativen und Vereinigungen gründen. Die Expertise, die viele Bürger:innen mitbringen und für mehr Klimaschutz einbringen können, ist dabei nicht zu unterschätzen So haben sich bspw. angehende Jurist:innen in der sog. Climate Law Clinic zusammengeschlossen, in welcher sie das Recht als Mittel zur Krisenbewältigung einsetzen. Ihre Mission ist es, Informationen insbesondere für Nichtjurist:innen verständlich aufzubereiten und zu vermitteln. Hierbei handelt es sich nicht um eine anwaltliche Beratung, sondern eine inhaltliche Begleitung junger, klimainteressierter Menschen und Gruppen. Die Climate Law Clinic steht damit auch nicht in Konkurrenz zu etablierten NGOs und Expert:innen, sondern ergänzt diese vielmehr in ihrer Arbeit. Das Beispiel verdeutlicht, dass und wie sich Bürger:innen bereits frühzeitig und auch abseits von Politik und Verwaltung für Klimaschutz engagieren können.

Autor: Marvin Jürgens (Reaktionsteam)

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