Am 5. März hatte die Kölner Freiwilligen Agentur eingeladen zur Veranstaltung „Angekommen! Der Freiwilligendienst Geflüchteter als Integration von beiden Seiten“, an der 70 Personen teilnahmen.

37 geflüchtete Menschen zwischen 18 und 59 Jahren haben sich – vermittelt über die Kölner Freiwilligen Agentur – seit Herbst 2016 für ein halbes oder ein ganzes Jahr in Schulen, Bürgerzentren, Sport- und Kulturvereinen in Köln engagiert. Bei der Veranstaltung wurde eine Zwischenbilanz des Sonderprogramms „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ gezogen.

 

Die Freiwilligen stellten ihre Erfahrungen vor und berichteten in beeindruckender Weise, wie sie durch den Freiwilligendienst ihre Deutschkenntnisse verbessert, neue Kontakte geknüpft und viel Praxiserfahrung im Arbeitsalltag gesammelt haben. Die Freiwilligen schilderten, dass es für sie wichtig ist, ihre Hilfe anzubieten, dort wo in der Gesellschaft Hilfe gebraucht wird.

Xenia Kuhn vom Bürgerzentrum Ehrenfeld, einer Einsatzstelle im Freiwilligendienst für Geflüchtete, schilderte wie sie durch den zweiten Blick, den die Freiwillige auf die Arbeit des Bürgerzentrums richtete, auf blinde Flecken aufmerksam gemacht wurde. Natalie Zaiss von der Einsatzstelle Rheinflanke berichtete von den Spielangeboten, die die Freiwilligen in Flüchtlingsunterkünften anbieten, Aktivtäten, die ohne die Freiwilligen nicht stattfinden könnten.

Omar Meslmani, ein bekannter Comedian von WDR 4 You, dankte allen Freiwilligen für ihr tolles Engagement und überreichte ihnen auf der Bühne ein kleines Geschenk.

Geflüchtete im Freiwilligendienst
37 Freiwillige haben sich bereits engagiert.

 

Erkenntnisse aus einer wissenschaftlichen Untersuchung stellte Dr. Rudolf Speth vor. Seine Thesen aus der Veröffentlichung zum Thema „Engagiert in neuer Umgebung: Empowerment von geflüchteten Menschen zum Engagement“:

  • Engagement fördert das Gefühl der Selbstwirksamkeit.
  • Engagement ist ein Weg in die Gesellschaft.
  • Engagement hat Brückenfunktion.
  • Engagement ist ein Weg in die Arbeitswelt.
  • Initiativen und Programme zur Engagementvermittlung sind notwendig.

 

Bei einer Podiumsdiskussion wurde mit Kölner Bundestagabgeordneten diskutiert, welche Bedeutung der „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ für die gesellschaftliche Integration hat und wie es mit dem Sonderprogramm weitergeht.

Ulla Eberhard, Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur, stellte drei Forderungen auf:

  • Anlaufstellen für Geflüchtete, die sich engagieren wollen, sollen bundesweit eingerichtet und gefördert werden.
  • Der Bundesfreiwilligendienst für Geflüchtete soll auch nach Ablauf des Jahres 2018 weitergeführt werden.
  • Der Bundesfreiwilligendienst für Geflüchtete soll verbessert werden, indem er geöffnet wird für Geflüchtete ohne Bleibeperspektive und indem der bürokratische Aufwand bei der Mittelbeantragung und –abrechnung verringert wird.

Karsten Möring, Mitglied des Deutschen Bundestages, CDU und Matthias W. Birkwald, Mitglied des Deutschen Bundestages, Die Linke, teilten die Ansicht, dass es weiterhin einen Bundesfreiwilligendienst für Geflüchtete geben solle und sie versprachen, sich in ihren Fraktionen dafür einzusetzen. Auch die Forderung, dass bundesweit und flächendeckend Anlaufstellen für das Engagement Geflüchteter, angedockt an Freiwilligenagenturen, gefördert werden sollen, stieß auf Zustimmung. Allerdings gab es unterschiedliche Ansichten dazu, ob die Finanzierung Bundessache sei.

Auseinander gingen die Meinungen auch bei der Frage, ob es eines Sonderprogramms für Geflüchtete bedarf oder ob die Fördermittel in Zukunft über den Regel-Bundesfreiwilligendienst vergeben werden sollen. Auch in der Frage, ob der Freiwilligendienst offen sein solle für alle Geflüchteten oder nur für Geflüchtete mit Bleibeperspektive, konnte keine Einigkeit erzielt werden.

Die Veranstaltung hat einen wichtigen Impuls für die Weiterführung des Bundesfreiwilligendienstes für Geflüchtete gegeben. Wir hoffen, dass dieser Baustein der Integration von beiden Seiten auch nach Ablauf dieses Jahres fortgeführt werden kann.

 

Kölner Freiwilligen Agentur
Ulla Eberhard, Lara Kirch, Martina Thomas

 

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